Grundsätzlich mag ich den Begriff "Fohlen-ABC". Darunter verstehe ich so wichtige Dinge wie: sich überall berühren lassen, Anbinden, Halftern, Führen, Weichen, Hufe geben, putzen, Dinge ins Maul eingeben lassen, Fliegenspray, Decke und Wasserschlauch ertragen, Führen durch Engstellen, Wippen und Klettern, sowie gruselige Dinge ertragen oder besser noch untersuchen (Planen, Plastiktüten, Rappelsack, Regenschirm etc.). Hängertraining gehört ebenfalls in diese Kategorie, da es lebenswichtig für das junge Pferd sein kann. Mit all diesen Dingen beginne ich schon im Fohlenalter, vor dem Absetzen meistens "im Vorbeigehen", wenn ich die Mutterstute händel. Oder ich baue auf die Neugier der Pferdekinder und lasse sie gruselige Dinge auf dem Reitplatz ganz selbstständig erkunden. Nach dem Absetzen beginnt das Training ohne Mutterstute, meistens "arbeite" ich die Jungpferde hierbei noch in der Sicherheit der Herde. Eine Lerneinheit ist dabei extrem kurz und selten länger als 15 Minuten. Klappt das Führen z.B. in der Herde, wird in Sichtweite der anderen Pferde weitergearbeitet. Bereits in diesem jungen Alter lege ich den Pferden gerne Decken, Handtücher oder auch mal andere Dinge auf den Rücken um sie daran zu gewöhnen. Wenn die Möglichkeit besteht und die Verträglichkeit es zulässt, gehen die Jungpferde als Handpferd mit ins Gelände. Mein Leitsatz ist hierbe "Weniger ist mehr". Ich beschäftige mich liueber zweimal täglich 10 MInuten mit den jungen Pferden, als stundenlang Dinge "einzupauken". Wichtig ist, dass die positive Lernatmosphäre bestehen bleibt und jede Lerneinheit positiv endet. Bereits jetzt beginne ich die Pferde auf Lobworte und Bestätigungsfutter zu konditionieren, dabei ist mir besonders wichtig, dass die Pferde nicht zum bettelnden Taschankrabbler oder zur Schnappschildkröte mutieren.
Pferde die damit "unterfordert" sind, leiden meiner Erfahrung nach unter einer nicht artgemäßen Haltung. Unsere Pferde leben in der Herde und sind den ganzen Tag auf Achse, sie nehmen die menschliche Aufmerksamkeit als willkommene Abwechselung, aber es ist auch kein Beinbruch, wenn die Lerneinheit mal ausfällt.
Dieses Prozedere behalte ich bei, bis die Pferde körperlich und geistig (!!) soweit entwickelt sind, dass ich mit der "richtigen Ausbildung" beginnen kann. Dies ist je nach Pferd mit 3 - 4 Jahren oder auch später. Auch bei Korrekturpferden starte ich erstmal mit dem Fohlen-ABC. Die Ausbildung beginnt möglichst vielseitig und umfasst Führtrainung und Bodenarbeit, Dehnübungen und physiotherapeutische Übungen zur Kräftigung der Muskulatur und zur Verbesserung der Balance. Immer wieder stelle ich den Pferden Aufgaben, die ihre Körperwahrnehmung schulen. Das Longieren (ohne Hilfszügel!) schließt sich an. Erst wenn das Pferd in der Lage ist ausbalanciert und geradegerichtet in Selbsthaltung zu laufen, beginnt die Arbeit unter dem Reiter.