Das Schreckgespenst Fruktan ist eine ernstzunehmende Herausforderung für Pferdehalter, da es sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Pferden hat. Fruktan, ein langkettiges, wasserlösliches Zuckermolekül, dient als kurzzeitiger Energiespeicher im Gras. Es macht etwa die Hälfte des Gesamtzuckers im Gras aus und gehört zur Gruppe der Fructooligosaccharide (FOS), die als Präbiotikum positive Effekte auf das Allgemeinbefinden von Pferden haben. Jedoch kann ein Überschuss an Fruktan dazu führen, dass Pferde an Gewicht zunehmen, insbesondere wenn sie bereits gut genährt sind und regelmäßig auf der Weide grasen. Fruktan wird von der Pflanze als Energiespeicher benötigt, wenn die Bedingungen für Wachstum suboptimal sind aber dennoch Energie über die Photosynthese erzeugt wird. Neben der Gewichtszunahme kann ein übermäßiger Verzehr von fruktanhaltigem Gras auch Hufrehe auslösen. Die erhöhte Aufnahme von Fruktan führt zu einer Übersäuerung des Darminhalts, was wiederum das Absterben nützlicher Mikroorganismen bewirkt. Dadurch entstehen körpereigene Gifte, die über die Darmwand in den Blutkreislauf gelangen und eine Entzündung der Huflederhaut verursachen können. Das „Institut of Grasland and Environmental Research“ (IGER) konnte nachweisen, dass die Aufnahme von 7,5 Gramm Fruktan pro Kilogramm Lebendgewicht bei gesunden Pferden ausnahmslos binnen zwei Tagen zu Hufrehe führt (entspricht 4,75 g für 750 kg Pferd). Ein Pferd kann täglich etwa 30 kg Gras zu sich nehmen (abhängig von der Trockenmasseaufnahmekapazität). Das bedeutet bei einem Fruktangehalt von 80 g/kg TS eine Aufnahme ca. on etwa 480g und damit deutlich weniger, als die kritische Menge. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass stoffwechselerkrankte Pferde empfindlicher auf Fruktan reagieren (EMS, PPID) und es einen Synergieeffekt bei gleichzeitiger Belastung mit Schimmelpilzen (feuchte Witterung!) gibt. Die Variation des Fruktangehalts im Weidegras im Laufe der Weidesaison und sogar innerhalb eines Monats macht die Situation noch komplexer. Faktoren wie Sonnenlicht, Temperatur und Grasart beeinflussen den Fruktangehalt erheblich, wobei höhere Werte im Frühjahr und Herbst und niedrigere Werte im Sommer beobachtet werden. Laut einer Studie der TiHo Hannover kann der Fruktangehalt im Gras beträchtlich variieren. Die Werte sind eher höher im Frühjahr und Herbst und niedriger im Sommer, wobei es innerhalb eines Monats ebenfalls Schwankungen gibt. Im September wurden z.B. ein minimaler Fruktangehalt von 10,6 g/kg Trockensubstanz (TS) und ein Maximalwert von 81,6 g/kg TS festgestellt. Um das Risiko von gesundheitlichen Problemen durch Fruktan zu minimieren, ist ein bewusstes Weidemanagement entscheidend. Dazu gehört unter anderem das Düngen der Weide im Frühjahr, die Auswahl fruktarmer Grasmischungen und die Bereitstellung von ausreichend Erholungszeit für abgegraste Flächen. Fruktan wird eher im Stängel gespeichert und nicht im Blatt, daher ist es wichtig, dass die Weiden ausreichend Zeit haben um Blattmasse zu bilden. Es ist auch wichtig, den Weidegang des Pferdes den jeweiligen Witterungsbedingungen anzupassen und bei Bedarf Heu zuzufüttern. Dies kann z.B. geschehen indem erst mit der Grasblüte das Anweiden begonnen wird (Nachttemperaturen über 8°C und Energie für Wachstum mindert den Fruktangehalt, heiße, trockene Tage meiden). Fruktan ist auch im Raufutter vorhaneden, weshalb die Anpassung des Schnittzeitpunktes eine wesentliche Rolle bei der Verringerung der Fruktanbelastung spielt.

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